Spurensuche im Tessin

Männerwochenende 2022 (Foto: Siegfried Arends)
Wenn 15 Männer für vier Tage in die Tessiner Bergwelt fahren und «Spurensuche» betreiben, machen sie dann eine Schnitzeljagd? – Nicht ganz, aber doch so etwas ähnliches.
Siegfried Arends,
Wenn der Bio-Bauer auf den Chirurgen trifft, wenn der Messerschleifer mit dem Hochschulseelsorger am Tisch sitzt und wenn der Zimmermann neben dem Schulleiter am Waldboden hockt, dann ist Männerwochenende angesagt. Auch dieses Jahr trafen sich wieder 15 Männer aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten, um miteinander vier Tage im Centovalli zu verbringen und ein Stück Leben zu teilen.
«Spurensuche» lautete das Motto für das gemeinsame Wochenende. Was muss man sich unter einer solchen Spurensuche vorstellen? Eine Schnitzeljagd im Wald? Nein, so nun auch wieder nicht. Vielmehr ging es darum, den eigenen Lebensspuren (Wer und was hat mich geprägt? Wer oder was hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin? Welche Spuren möchte ich hinterlassen?) nachzugehen und einander daran teilhaben zu lassen. Allerdings nicht in wortlastigen Gesprächsrunden mit Gruppenkoller, sondern in der Begegnung zwischen der eigenen Geschichte und dem Reichtum der umringenden Natur. Da wird ein Baum schon mal zum Bild der eigenen Lebenssituation und die Steine am Wildbach erzählen plötzlich Biografien. Standortbestimmung im Naturraum.
Das gemeinsame Kochen, drinnen im behaglichen «Casa Convento» ebenso wie draussen am Feuer, und die Mahlzeiten auf der Terrasse bei freundlichem Frühlingswetter strukturierten den Tag ebenso wie die besinnlichen Momente in der schönen Kapelle von Terra Vecchia. Der Gesang aus 15 Männerkehlen klingt dann schon mal kräftig und eher laut als schön, ein anderes Mal meditativ und durchaus wohltönend. Die dazugehörigen Momente der Stille helfen, um zur Ruhe zu finden und setzen einen Akzent gegen den hektischen Alltag.
Über Spurensuche kann man nicht nachdenken, ohne dabei auch über den ökologischen Fussabdruck zu reden. Anhand der Leitfragen «Was stimmt mich trotz allem hoffnungsvoll?» und «Wo sehe ich Handlungsspielraum für mich selbst?» wurde lebhaft und engagiert diskutiert über Klimakrise & Co.
Alles in allem also weit mehr als eine Schnitzeljagd im Wald.